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St. Florian: Schutzpatron der deutschen Regierung

St. Florian: Schutzpatron der deutschen Regierung

Über das St.-Florians-Prinzip nach dem Motto: not in my backyard

Die Energiekrise steigt und steigt, aber ob beim Fracking, bei Lithium für die Herstellung von Elektromotoren oder auch beim Atomstrom gilt: wir wollen zwar die Produkte, uns aber die Hände dabei nicht schmutzig machen. Das ist nicht nur hochgradig unredlich, sondern auch typisch unehrlich.

Erdgas durch Fracking?

Die Notwendigkeit für klassisches Erdgas dürfte uns noch lange begleiten. Und damit auch die Frage, woher es kommt. Also sollte die Debatte über heimisches Gas ehrlich geführt werden.

Dabei geht es um das hydraulische Fracking. Dafür wird anfangs mit hohem Druck ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien in tiefe, dichte Tonstein- oder Schieferschichten gepresst. Risse sollen entstehen, über die das eingeschlossene Erdgas herausströmt. Seit Anfang der 1990er-Jahre wird die Technik vor allem in den USA eingesetzt. Dort kam es zu punktuellen Trinkwasserverunreinigungen durch Methanbelastung. Neben Boden- und Grundwasserverschmutzungen können lokal auch kleinere Erdbeben ausgelöst werden. Der Ruf des hydraulischen Frackings war daher schnell ruiniert. In Nordamerika allerdings nicht für lange, denn es wurde auch so manche Manipulation entlarvt. 

Wegen des Kriegs in der Ukraine und den steigenden Energiepreisen will Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nun Fracking in Deutschland prüfen lassen. Dabei ist diese Technik in Deutschland seit 2017 verboten – eben aus Sorge um das Trinkwasser. Eine im vergangenen Jahr von der damals schwarz-roten Bundesregierung eingesetzte Expertenkommission kam allerdings zu folgendem Schluss: Wenn eine in Frage kommende Region vorab gründlich geologisch untersucht werde und die Firmen alles sorgfältig überwachten und steuerten, dann sei das Risiko gering.

Gezogen werden mussten diese Schlussfolgerungen allerdings aus den Erfahrungen anderer Länder. In Deutschland sind noch nicht einmal die erlaubten wissenschaftlich begleiteten Probebohrungen durchgeführt worden. Solange das gesetzliche Verbot bleibt, dürfte sich das auch nicht ändern. Außerdem lässt sich die Größe der Ressource nicht einmal vernünftig abschätzen. Vielleicht könnte es vier Jahre lang den deutschen Gasbedarf decken, vielleicht aber auch mehr als 20. Man hat es nie untersucht.

Das lässt schon ahnen: Es dauert Jahre, ehe gefördert werden könnte – wäre eine mittelfristige Option. Also nichts tun? Das wäre unklug.

Weg vom St.-Florians-Prinzip!

Wir fordern Änderung im Denkansatz! Es geht um Abhängigkeiten und Geopolitik, aber auch um Ethik: Im eigenen Land wollen wir nicht „fracken“, aber wir wollen uns Fracking-Gas per LNG-Terminal in Wilhelmshaven, Stade oder Brunsbüttel liefern lassen. Und seien wir ehrlich: Unter welchen Umweltbedingungen das amerikanische, kanadische oder aber auch das russische Erdgas gefördert wird, das interessiert eigentlich nicht.

Wir wollen aus allem aussteigen, was im Ruf steht, schmutzig zu sein, wollen uns gut fühlen. Der Schutzpatron der Deutschen dabei ist – St. Florian. Nicht nur beim Fracking.

Sankt Florian auch noch bei Lithium und Atomstrom

Was ist denn mit der Gewinnung des für Elektromotoren unverzichtbaren Lithiums? Im Oberrheingraben gibt es ein großes Vorkommen, das über Geothermie gefördert werden könnte. Doch dagegen wird mobilisiert. Wir bekommen Lithium ja schließlich aus China.

Und der Atomstrom braucht hier eigentlich gar nicht erst erwähnt werden. Deutschland kauft bedenkenlos Atomstrom von den Nachbarn Frankreich und Tschechien ein, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Eigene Meiler hingegen sollen nicht weiterlaufen.

Es wird Zeit dass wir uns ehrlich machen. Für eine geänderte Herangehensweise hinsichtlich Fracking, der Lithiumgewinnung  und des Atomstroms!

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